Denerviert
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Was ist die Denerviert Behandlung?
Die Denerviert Behandlung ist eine Form der Elektrotherapie. Der Begriff "Denerviert" wird nur in Ungarn verwendet. Im europäischen medizinischen Fachjargon spricht man von der Behandlung von denervierten Muskeln.
Das beschreibt viel besser, worum es sich handelt. Die Denerviert Behandlung kann zur Behandlung von sogenannten denervierten Muskeln angewndet werden, also Muskeln, die ihre Motorinnervation verloren haben.
Solche Zustände umfassen verschiedene Formen der peripheren Lähmung: Peroneuslähmung, Fazialisparese, Nervenschädigung nach Bandscheiben- oder Wirbelverletzungen, Nervenverletzungen bei Wirbelsäulenoperationen usw.
Achtung! Einige Therapeuten behandeln fälschlicherweise auch zentrale Lähmungen - z.B. Schlaganfall oder Entzündungen von Gehirn oder Rückenmark - mit Denerviert. Die Denerviert Behandlung ist jedoch für Schlaganfallpatienten mit zentraler Lähmung nicht geeignet, da sie die Muskelsteifigkeit (fachsprachlich: Spastizität) verstärkt. Bei zentraler Lähmung ist der Motorinnerv gesund, das Problem liegt an der Gehirnverbindung.
Deshalb muss eine zentrale Lähmung nicht mit Denerviert, sondern mit einer "normalen" bifasischen Rechteckwellen-Muskelstimulation (und niedriger Frequenz) behandelt werden!
Denerviert ist selektiv, weil sie genau auf denervierte Muskeln wirkt. Gesunde innervierte Muskeln benötigen das nicht, im Gegenteil!
Bei der Denerviert Behandlung wird über auf die Haut gelegte Elektroden (selbstklebend, Metall oder Gummi) ein elektrischer Impuls mit Milliampere (mA) Stärke und langen Impulsdauern (100-900 Millisekunden) abgegeben, der den behandelten Muskel zur Kontraktion bringt. Die Impulsform kann Dreieck-, Trapez- oder Rechteckwelle sein. Frequenz, Intensität und Dauer werden geregelt, um Stärke und Art der Muskelkontraktion zu steuern sowie Umfang, Geschwindigkeit und Häufigkeit festzulegen.
Die Behandlung kann auf spezifische Muskeln oder Muskelgruppen fokussiert werden und wirkt daher gezielt.
Normalerweise erfolgt eine Muskelkontraktion auf einen elektrischen Impuls aus dem Gehirn. Bei der Elektrotherapie erhält der Muskel ähnliche künstliche Impulse.
Beide führen mechanistisch zu gleichen Stoffwechselreaktionen und Ermüdung.
Behandlung von denervierten (motorisch entnervten) Muskeln
Das ist das Einsatzgebiet der Denerviert Therapie. Die Heilungschancen des denervierten Muskels erhöhen sich wesentlich durch tägliche Behandlung mit Denerviert!
Wer keine regelmäßige Elektrotherapie bekommt, verbessert sich kaum oder deutlich langsamer. Stimulation ist die reale Chance zur Nervenregeneration und „Neuwachstum“.
Wichtig zu wissen: Nerven regenerieren sehr langsam. Auch unter optimalen Bedingungen wachsen sie nur ca. 1 mm täglich. Beispielsweise braucht ein 70-80 cm langer Nerv von der Wirbelsäule bis zu den Zehen mindestens 7-800 Tage, also etwa drei Jahre oder länger für vollständige Regeneration!
Während dieser Zeit ist tägliche, konsequente Stimulation unerlässlich! Ohne geht der denervierte Muskel zurück, innerhalb von ca. zwei Jahren verformt er sich zu glibberiger Masse, die sich nicht regeneriert. Die Stimulation erhält das Gewebe, bis der Nerv wieder zum Muskel wächst.
Die Stimulation hat zudem die wichtige Fähigkeit, die neuromuskuläre Verbindung wieder neu zu erlernen. Studien zeigen, dass das Gehirn und Motoneuronen mindestens 10.000 Wiederholungen benötigen, um Bewegungen neu zu erlernen. Nach Lähmungen lässt sich die Funktion durch Stimulation deutlich beschleunigen.
Hinweis: Nicht alle Muskelstimulator-Geräte eignen sich zur Behandlung von peripheren Nervenschäden bzw. denerviertem Muskelgewebe. Billige Geräte, selbst etwas hochwertigere aus Discountern wie Lidl, sind ungeeignet. Man benötigt spezialisierte Geräte dafür.
Gesunde Muskeln mit funktionierenden Nervensignalen reagieren auf bifasische Rechteckwellen. Denervierte Muskeln nicht. Sie benötigen lange Impulse in Dreieck- oder Trapezform zur Kontraktion.
Bei peripherer Lähmung hat die Behandlung eine "schöne Kurve": Man startet meist mit Dreieckimpulsen, wechselt mit der Nervenregeneration zu Trapez- und schließlich Rechteckimpulsen.
Stimulation gesunder innervierter Muskeln
Hat der Muskel einen intakten Nerv (auch bei Schlaganfall), braucht er keine Denerviert Therapie, sondern eine normale bifasische Rechteckwellen-Muskelstimulation.
Wichtig ist auch der Unterschied in der Impulsdauer: Für denervierte Muskeln sind das 200-900 Millisekunden (nahezu eine Sekunde). Für gesunde Muskeln nur Bruchteile davon (Mikrosekunden).